Als „deutsch-jüdischen Prager Schriftsteller“ sah sich Karel Trinkewitz – als den letzten. Seine Werke formulieren das nicht als ein Identitätsproblem, sondern verschmelzen vielmehr die Sprachen, Gattungen, Materialien – so wie die Erinnerungsorte und Ethnosmarker der einstigen Prager Tripolis, Dreivölkerstadt der Juden, Tschechen und Deutschen, die im Zweiten Weltkrieg unterging.
Und doch sind es primär jüdische Ikonen, die Trinkewitz hierfür in seine Buchstabenwelten entführt, wie das Selbstbildnis des surrealistischen Malers Felix Nussbaum, wie Franz Kafka oder Rabbi Löw, den Schöpfer des Prager Golems. Oder auch die Figur des ruhelosen Ahasver.
Collage „Text für Felix Nussbaum“ (o.J.)
Archiv Forschungsstelle Osteuropa Bremen. Nachlass Trinkewitz.
Forschungsstelle Osteuropa 2–060.
Wo Golems Leiche
die Tora deckt,
nachts schleichend:
Kafkas Odradek
Der Golem längst tot,
das Tor rostet
Fort Getto
und Kubins Monster