Karel Trinkewitz (1931–2014), ein von Silben buchstäblich besessener Künstler, entdeckte in den 1960er Jahren das Haiku für sich, die japanische Kunstform des dreizeiligen Kurzgedichts. Indes wurde aus dem gelernten Surrealisten kein Haiku-Dichter der gewöhnlichen Art. Trinkewitz bebilderte seine Verse, arrangierte sie wie Comics, übersetzte sie aus dem Japanischen, schrieb eigene auf Tschechisch und Deutsch, mischte Sprachen, Medien und literarische Traditionen.
Die hier in digitaler Form vorgestellte Ausstellung war vom 15. September bis 3. Oktober 2016 im Lichthof Ost der Humboldt-Universität zu Berlin zu sehen. Sie zeigt in 13 Tafeln das Verhältnis von Kunst, Literatur und Leben in „vierzeiligen Dreizeilern“, denen Trinkewitz in Anspielung auf Milan Kundera eine „unerträgliche Leichtigkeit“ bescheinigte. Unter der Rubrik „Leben-Kunst“ lässt sich mehr über den „Haijin Trinkewitz“ und Ausschnitte aus seinen eigenen theoretischen Überlegungen zur Gattung und zu deren Platz in seinem Leben in Erfahrung bringen. Die Texte sind dem Katalog zur Ausstellung entnommen.
Porträt
Karel Trinkewitz (1970er Jahre)
Archiv Forschungsstelle Osteuropa Bremen.
Nachlass Trinkewitz. FSO 2-060.