Von Städten und Kinderlandschaften Reisen im Haibun

俳文

Ein Haibun meint so viel wie „Prosa im Haiku-Stil“ und wird zumeist für Tagebuchaufzeichnungen, Reiseskizzen, Notizen und Essays verwendet, zwischen die Haikus gestreut werden.

Ein Haibun ist geschlossen, ohne abschließend zu sein. Es ist kontrolliert, ohne das Spontane zu unterdrücken. Und es sieht sich immer im Gespräch mit Vorbildern. Für Trinkewitz, einen manischen Tagebuchschreiber, war das Haibun zugleich „Grund für eine Bilanzdepression“ und „Reise in die Kindheit“.


„Vielleicht sollte ich weniger lange Tagebucheinträge schreiben und mich mehr der wichtigen Arbeit widmen. Vor kurzem las ich einen Artikel über Arthur Schnitzler. Angeblich sagte er, seine Tagebücher seien sein wichtigstes Werk. Der Autor des Artikels behauptet jedoch, die Tagebücher Schnitzlers seien nur Aufzeichnungen banaler Begebenheiten, viele sogar unverständlich. Literaturgeschichtlich wohl unbedeutend.

Doch vielleicht hat Schnitzler Literatur anders gesehen. Vielleicht dachte er, das Leben, wie es so banal von Tag zu Tag verläuft, sei bedeutender als die literarische Fiktion. Was im Übrigen auch ich denke. Und was dazu führt, dass ich die Fiktion ablehne und meine Texte Collagen aus Dokumenten realer Begebenheiten sind. Das sage ich auch demjenigen, der vielleicht irgendwann einmal meine Tagebücher liest. Howgh!“
(Karel Trinkewitz, Haibun. Saarbrücken)



Haibun. Reise nach Saarbrücken vom 23. Februar 1985
Archiv Forschungsstelle Osteuropa Bremen. Nachlass Trinkewitz.
FSO 2–060.

Tagebucheintrag vom 9. Februar 1965
Archiv Forschungsstelle Osteuropa Bremen. Nachlass Trinkewitz.
FSO 2–060.

Weiterführender Text

Auszug aus Reise nach Saarbrücken